In Havanna traf ich auf eine merkwürdiges Mix aus vorgestern und gestern. Die neue Zeit macht vor Kuba nicht halt, und doch ist von einem wirklichen Aufbruch noch wenig zu spüren.
Hauptgrund ist zweifelsfrei die Blockade der Amerikaner, aber auch die fröhliche Unbedarftheit der Behörden bei der Organisation der Verwaltungsstrukturen in Havanna und im ganzen Land. Niemand muss hungern, aber ein Abweichen von der „Normalität“ ist nur mit dem konvertierbaren CUC möglich, wenn überhaupt. Die Verhältnisse a la DDR lassen grüßen. Vom Castillo El Morro, erbaut im Jahr 1640, bewachten die Spanier die Einfahrt in Havannas Hafen. Von El Morro blickt man hinüber auf Havannas Altstadt: Dort drehen sich zwischen maroden Altbauten viele Kräne, und das Kapitol, erbaut nach dem Vorbild des Kapitols in Washington, erstrahlt wieder in altem Glanz. Die Unesco finanziert (zum Ärger der USA) die Restaurierung von bedeutenden Prachtbauten in Havanna, das seit 1982 Weltkulturerbe ist. Trotz allem geht es langsam voran.
Flug nach Havanna
Die Anreise mit der Condor war etwas betrüblich. Im Flieger musste das Unterhaltungsprogramm und zusätzliche Getränke extra bezahlt werden. Premium zu buchen, wäre besser gewesen. Die Condor hatte sich offensichtlich von einem Premiumflieger zur Billig-Airline zurückentwickelt. Wenn Ihr Kuba bereisen wollt, informiert Euch bitte über die Einreiseprozedur mit Einreisekarten und Gesundheitsnachweisen oder fragt mich.
Das Chaos auf dem Flughafen in Havanna ist kaum zu überbieten. Viele Kubaner reisen mit riesigen Bündeln, was auch immer deren Inhalt ist, nach Kuba ein. Ein selten gesehenes Chaos von unüberschaubaren Massen. Die Pass- und Zollabfertigung hat Stunden gedauert.
Willkommen
Etwas gestresst, aber glücklich die Prozedur überstanden zu haben, wurden wir vom Chef der Agentur mitternächtens herzlich willkommen geheißen und standesgemäß mit einem Oldtimer in unsere 5* Herberge kutschiert. Das Hotel befindet sich in der faszinierenden Altstadt von Havanna, am Anfang des symbolträchtigen Paseo del Prado, dem Broadway von Alt-Havanna.
Der Check-in wird peinlich genau genommen und für den Internetzugang mussten wir extra Coupons kaufen. Ich kam mir vor, wie zu DDR-Zeiten im Valutahotel unter ständiger Beobachtung der Sicherheitsnadeln.
Die Zimmer sind erfreulich groß, Tipp topp sauber und mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet.
Dann mal gutes Nächtele.
Wir sind in guter Gesellschaft
Karl Lagerfeld, die Rolling Stones und sogar Ex-Präsident Obama – Alle waren sie auf Kuba und haben das lebhafte Treiben in den Straßen Havannas bewundert. Wer die Gabe hat, über die Zeugnisse der Mangelwirtschaft hinwegzusehen, wird das karibisches Flair genießen. Die geschichtsträchtige Vergangenheit, gepaart mit innovativen Restaurants und einer lebendigen Kultur- und Kunstszene, machen die Hauptstadt Kubas zu einer wahren Perle.
Auf geht‘s
Gut gefrühstückt, erwarteten wir frohen Mutes unsere Reiseleiterin. Na ja, solche Individualisten wie wir es sind, hatte sie offensichtlich noch nicht betreut. Programmänderungen war angesagt. Wir wollten nicht zuerst durch die Innenstadt tippeln, sondern zu einem Hutgeschäft im offenen Chevi kutschiert werden, dann den ersten Kaffee in der Altstadt genießen und danach den Rundgang beginnen. Das hat dann auch so funktioniert.
Havanna, der kultureller Mittelpunkt
Havanna ist der kulturelle Mittelpunkt Kubas und lässt sich am besten bei einer ausgiebigen Stadttour erkunden. Teils im Oldtimer-Cabrio, teils zu Fuß, aber immer mit einer deutsch sprechenden Reiseleiterin tauchen wir für drei Tage ein in die glanzvolle, architektonische Vergangenheit Havannas. Entlang der beeindruckenden Herrenhäuser der Quinta Avenida geht es zum Jesus-Standbild, das die Einfahrt der Bucht von Havanna ziert – immer den angenehmen Fahrtwind im Haar. Ein Cocktail zum Sonnenuntergang im berühmten Hotel Nacional stand ebenso auf dem Programm wie der Besuch von Ernest Hemingway’s Villa.
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